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Die Auszeichnung mit der „Sportplakette des Bundespräsidenten“

In dieser Zeit mussten wir viele Probleme klären:

-          Die Trainingsstützpunkte wurden aufgelöst.

-          Die DTSB-Sportlehrer Arno Frey und Klaus Neumann mussten als ABM-Kräfte im TSV angestellt werden.

-          Die finanzielle Situation des Vereins verschlechterte sich dramatisch durch den Zusammenbruch der Betriebe der Stadt.

-          Die landwirtschaftlichen Betriebe – in der Vergangenheit wesentliche Träger unserer Sportarbeit – mussten den Weg in die freie Marktwirtschaft gehen.

-          Die von der LPG (P) Friedland finanzierte Planstelle des hauptamtlichen Geschäftsführers konnte nicht bestehen bleiben.

-          Die LPG mussten die Pferde verkaufen.

-          Für den von der BSG genutzten Stall wurde die Miete durch den neuen Besitzer für uns unbezahlbar erhöht..

Nicht immer ist es uns gelungen, das vor der Wende Erreichte zu erhalten. Wichtige Übungsleiter und Funktionäre verließen wegen Arbeitslosigkeit die Stadt. Mit der Wende gab es viele neue Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung. Die Sportler mussten sich aber auch im Beruf neue Positionen erarbeiten. Der Sport wurde etwas an den Rand gedrängt. So blieb es nicht aus, dass die Sektionen Judo und Tischtennis sowie die Allgemeinen Sportgruppen Popgymnastik, Veteranen- und Lehrlingssport ihre Arbeit einstellten. Die Allgemeinen Sportgruppen Frauen und Männer sowie die Sektion Prellball schlossen sich wieder der Sektion Turnen an, aus der sie einmal hervorgegangen waren. Nachdem die Kegelbahn des Klubs der Werktätigen privatisiert worden war, schieden die Kegelsportler wegen der nun verlangten Nutzungsgebühren aus dem TSV aus, gründeten aber keinen Kegelverein. Die Mitgliederzahl hatte sich fast halbiert!

Es gab aber auch Zeichen für die Meisterung der Schwierigkeiten: Sportfreund Dieter Halfpap kaufte privat die Sportpferde, die Pferdesportler schufen sich in 1.350 Stunden einen neuen, größeren und besseren Stall im ehemaligen Stadtspeicher. Wenige Tage nach der Vereinigung im Oktober 1990 führte die „Hamburger Turnerschaft 1816“ ein Forum für Sportvereine der neuen Bundesländer durch. Es kam einer Sensation gleich, als sich in dieser Veranstaltung des „ältesten Turnvereins der Welt“ – so bezeichneten sich die Hamburger selbst – der Vorsitzende des TSV Friedland 1814 zu Wort meldete. Für viele wurde zum ersten Mal deutlich, dass die Anfänge des Vaterländischen Turnens auch in Mecklenburg zu suchen sind und diese positiven Traditionen hier gepflegt werden.

Anfang 1991 hatte die Evangelische Akademie Bad Segeberg zu einem Forum über den DDR-Sport eingeladen. Hier wurde eine Tendenz sichtbar, die leider bis heute nicht überwunden werden konnte: von vielen Sportfunktionären und Politikern der alten Bundesländer wird der DDR-Sport auf die staatliche Förderung des Hochleistungssports und vor allem auf Doping reduziert

Im März 1991 beschloss die Stadtverordnetenversammlung die kostenlose Übertragung der Tennisanlage an den TSV. In der Folgezeit wurden mit viel Aufwand sowohl die Plätze als auch das Tennishaus von uns rekonstruiert. Trotzdem mussten der TSV 2006 dann die beiden alten Tennisplätze (einer war mit eigenen Mitteln  in der Weimarer Republik gebaut worden!) von der Bodenverwertungsgesellschaft der BRD kaufen.

1991 nahm der Turnnachwuchs erstmals an einem Trainingslager der TS „Riemann“ von 1821 Eutin in Scharbeutz teil, 1992 dann in Trappenkamp.

Das Jahr 1992 begann mit einem schweren Verlust – nach langer schwerer Krankheit verstarb das Ehrenmitglied des Vorstandes, der „Friedländer Turnvater“ Heinrich Köhn (02. 09. 1902 – 31. 01. 1992).

 

Die Turner gratulieren ihrem langjährigen Trainer Heinrich Köhn zum 85. Geburtstag

Da die Qualifikationen der Übungsleiter aus DDR-Zeiten nun nicht mehr anerkannt wurden, mussten sich die Übungsleiter der ehemaligen DDR einer Nachqualifizierung unterziehen. Fast alle Übungsleiter des TSV haben diese Aufgabe gemeistert und eine Trainerlizenz der Sportverbände erworben.

 

Die Friedländer Leichtathleten bei der Mittagspause bei den Öresundspielen in Kopenhagen

Im Mai 1993 starteten erstmalig die Friedländer Leichathleten bei den Öresund-Festspielen in Kopenhagen, dem größten Kinder- und Jugendsportfest in Nordeuropa. Und gleich bei der ersten Teilnahme gab es für den TSV drei Gold- und zwei Silbermedaillen. Von nun an war viele Jahre Kopenhagen den Friedländern eine Reise wert. 

Höhepunkt des Jahres 1993 war die Auszeichnung mit der „Sportplakette des Bundespräsidenten“ durch den Bundespräsidenten, Dr. Richard Weizsäcker, in Rostock am 18. November. Der Bundespräsident sagte bei der Auszeichnung u. a.:

„Heute werden Sportvereine mit der von meinem Vorgänger gestifteten Sportplakette des Bundespräsidenten geehrt; Vereine, die über Generationen hinweg in der Verbundenheit des Sports jungen und alten Menschen eine Heimstatt gewesen sind. Damit würdigen wir einerseits eine herausragende Leistung für unsere Gesellschaft, zugleich ermuntern wir aber auch zur aktiven Fortführung des Engagements heute und in der Zukunft… Für die Vergabe der Sportplakette an Vereine aus den neuen Ländern gab es seit der Wiederherstellung unsere staatlichen Einheit nie einen Zweifel, darüber, dass die Hintansetzung eines freien Vereinslebens in der ehemaligen   DDR – insbesondere bei den traditionsreichen und damit um so eigenständigeren Vereinen – nicht gegen diese ausgelegt werden dürfte. So zählt ihre gesamte Zeit des Bestehens, auch wenn es vorübergehend Umbenennungen gegeben hat. Der entscheidende Gesichtspunkt wird zu Recht in dem Bemühen um eine sportliche Gemeinschaft gesehen, bei allen politischen Widrigkeiten. Und dies ist nicht nur richtig so, sondern es ist ganz entscheidend wichtig für die künftige Entwicklung eines von ehrenamtlichen Engagement der Bürger selbst getragenen Vereinsleben auch in den jungen Ländern.“

 

18. 11. 1993 - Auszeichnung des TSV Friedland 1814 mit der "Sportplakette des Bundespräsidenten" (v. l.: Hans Hansen, Präsident des DSB, Richard von Weizsäcker, Bundespräsident, Wolfgang Barthel, Vorsitzender des TSV, Hertha Stollhoff, Vorstandsmitglied, Rudi Janeck, Hauptkassierer

 

Der Bundespräsident signiert unsere Vereinschronik