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Die Gründung des Turn- und Sportvereins Friedland 1814 e. V.

Sommer und Herbst 1989 waren gekennzeichnet vom Ende der DDR. Öffnung der Grenze Ungarn – Österreich für DDR-Bürger, Flucht von Ausreisewilligen in die DDR-Botschaften in Berlin und Prag, „Jubelfeier“ zum 40. Jahrestag der DDR und mahnende Worte Gorbatschows „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“, Zusammenstöße von Demonstranten und Polizei in Berlin, Friedensgebete und Montagsdemonstrationen in Leipzig – die Ereignisse überschlugen sich. Bis tief in die Nacht verfolgten auch wir Sportler im Fernsehen die Veränderungen in unserem Land. Hoffnungen auf positive Veränderungen, freien Reiseverkehr und später – von vielen nicht mehr für möglich gehalten – auf Wiedervereinigung keimten.

Aber auch Ängste kamen: Werden die sich anbahnenden Veränderungen ohne Blutvergießen möglich sein? Wird Positives erhalten werden können? Wie werden wir in einem vereinten Deutschland nach so langer Trennung wieder zueinander finden?

In dieser Zeit traf uns ein schwerer Verlust – unser langjähriger verdienstvoller Vereinsvorsitzender, Sportfreund Sebastian Hirschl (13. 01. 1922 – 05. 10. 1989) verstarb nach kurzer schwerer Krankheit. Für seine Verdienste wurde er 1999 postum zum Ehrvorsitzenden des TSV Friedland ernannt.

Die riesigen Veränderungen erfassten auch bald den Sport. Zunächst bewegte die Sportler die Frage, wie der DTSB der DDR erneuert werden könnte. In den Vereinen, Sportverbänden und in der Gesamtorganisation auf Kreis- Bezirks- und Republikebene wurde Bilanz gezogen. Wir mussten leider feststellen, dass die vielen Sportvereine des Kreises in dieser Zeit des Umbruchs vom Kreisvorstand des DTSB meist mit ihren Problemen allein gelassen wurden.

Mit der Öffnung der Grenze entstanden erste Kontakte zu Vereinen der BRD. Die Fußballer (Alte Herren) knüpften Bande mit Hamburg, die I. Mannschaft und die Nachwuchsabteilung mit dem Arbeitersportverein Lüneburg. Unsere Tennisspieler fanden Freunde im Tennisverein Flensburg-Mürvig und im BSV Bargfeld-Stegen.

Die Turnerschaft „Riemann“ von 1821 suchte in Friedland nach Spuren des Begründers des Eutiner Turnens und hat sie in unserer BSG gefunden. Bei einem Besuch des Eutiner Vorstandes in Friedland stellten wir gemeinsame Interessen fest. Der erste Vergleich der Prellballer am 29./30. Juni 1990 hatte eine besondere Note: Um Mitternacht läutete der Ehrenvorsitzende der Turnerschaft „Riemann“, Turnbruder Günther Dannemann, die neue Zeit ein – die D-Mark hatte in diesem Moment die Mark der DDR abgelöst. Die Glocke mit dem eingravierte Datum zählt zu den besonderen Erinnerungsstücken im Traditionszimmer des TSV.

 

Der Vorstand des TSV Friedland 1814 am Riemannstein in Eutin - Mai 1990

Aus diesen ersten Kontakten sind oftmals herzliche persönliche Freundschaften entstanden. Sie trugen dazu bei, die unterschiedliche Entwicklung im anderen Teil Deutschlands in der Zeit der Trennung nun besser zu verstehen und tragen so zur inneren Einheit bei.

Turner und Volleyballer nahmen vom 27. Mai bis 3. Juni 1990 am Deutschen Sportfest in Bochum und Dortmund teil – erstmals nach vielen Jahren der Trennung konnten die Sportler wieder gemeinsam ein Sportfest erleben! 

Mit dem Wandel der Losung „Wir sind das Volk!“ zur Forderung Wir sind ein Volk!“ war auch für den Sport die inhaltliche Richtung der Entwicklung bestimmt. Es musste nun in Vorbereitung auf die staatliche Einheit auch im Sport die Angleichung an die Sportstrukturen der BRD erfolgen, da die Wiedervereinigung auf der Grundlage des Artikels 23 der Verfassung der BRD (Aufnahme der fünf ostdeutschen Länder in die BRD) erfolgte.

Die zentrale Frage für die Friedländer Sportler war, ob die BSG Traktor „Max Leistner“ als einheitlicher Mehrspartenverein weiter bestehen bleiben würde oder ob sich die Sektionen in selbständige Vereine umbilden sollten.

In dieser hektischen, aufwühlenden Zeit des Umbruchs standen die Vorstandsmitglieder der BSG zu ihrer Verantwortung; alle erklärten sich bereit, für die Erhaltung des Sports in unserer Stadt zu arbeiten und an der Umbildung zu einem Verein mitzuwirken.

Nach langer, leidenschaftlicher und sachlicher Diskussion sprachen sich alle Sektionen für den Fortbestand eines einheitlichen Vereins aus. Eine Satzung – für uns etwas vollkommen Neues – wurde mit Hilfe der Eutiner Sportfreunde erarbeitet.

 

Stolz pflegen die Sportler des TSV die Traditionen des Friedländer Sports - Kranzniederlegung an dem von uns erneuertenn Grab Leuschners in Roga

Am 28. Juni 1990 wurde dann unser „Turn- und Sportverein Friedland 1814“ gegründet. In Fortführung der Traditionen der Gründung des Friedländer Turnens im Jahre 1814 hatten sich alle Mitglieder für diesen Namen entschieden. Über diese Veranstaltung wurde bei der Auszeichnung 1993 mit der „Sportplakette des Bundespräsidenten“ gesagt:

„Es war eine bemerkenswerte Versammlung am 28. Juni 1990: Die BSG Traktor„Max Leistner“ ging hinein – und heraus kam der Turn- und Sportverein  Friedland 1814. Vom Namen her zwei Jahre älter als die Hamburger Turnerschaft von 1816, die sich stolz als ältester Turnverein der Welt bezeichnet.“